Archäotechnik / Experimentelle Archäologie
Archäotechnik / Experimentelle Archäologie
Archäotechnik bezeichnet die Erforschung und Ausführung alter Verfahrens- und Arbeitsweisen wie zum Beispiel historischer Handwerks- und Landwirtschafts-Techniken. Ein weiterer Bestandteil der Archäotechnik ist die Vorführung dieser Techniken vor Publikum im Rahmen der Museumspädagogik, oder bei Museumsveranstaltungen. Auf dem Sachsenhof werden diese Techniken an Aktionstagen und anderen Veranstaltungen gezeigt.
Bei der experimentellen Archäologie muss eine genau definierte Fragestellunghinter den Experimenten stehen. Deren Ergebnisse müssen mess- und nachvollziehbar sein und dokumentiert werden. Diese Ergebnisse müssen unter den definierten Bedingungen jederzeit reproduzierbar sein. Diese Merkmale erfüllt die Archäotechnik nicht.
Auf dem Sachsenhof steht vorwiegend die Archäotechik im Vordergrund, um die Lebensweise auf einer frühmittelalterlichen Hofstelle zu zeigen. In einigen ausgewählten Bereichen wird jedoch eine aufwändige Dokumentation betrieben, um verschiedene Fragestellungen zu erforschen.
* EXAR ist ein Zusammenschluss von Personen und Personenvereinigungen, der das Ziel hat, Experimentelle Archäologie als wissenschaftliche Methode in der Archäologie zu etablieren und zu stärken. Erkenntnisse im Bereich der Experimentellen Archäologie sollen zudem einer breiten wissenschaftlichen und nicht wissenschaftlichen Öffentlichkeit publik gemacht werden. EXAR bietet ein Forum für Wissenschaftler und wissenschaftliche Laien, ihre Erkenntnisse zu Experimenteller Archäologie, Archäotechnik und Vermittlungsarbeit zu präsentieren und zu publizieren.

Beschreibung EXAR, Quelle: EXAR Homepage
Grundriss
Pfostenloch
Holzteer und Holzpech wurden seit der Antike zum Imprägnieren von Stoffen und Leder, zum Abdichten von Gefäßen und für Leuchtzwecke verwendet. Speziell Birkenpech wurde als universeller Klebstoff, zum verbinden und einpassen unterschiedlicher Materialien eingesetzt. Mit Pech bestrichene Leinentücher nutzte man in der Medizin zur Heilung von Hautkrankheiten. Der Pechvogel erhielt seinen Namen, weil er an mit Pech bestrichenen Ästen kleben blieb.

Die Anfänge der Bronzemetallurgie sind in unserem gebiet ca. 2300 v. Chr. Zu verzeichnen. Gegen Ende der Frühbronzezeit, um ca. 1800 v.Chr., beginnt sich die Bronzetechnologie weiträumig durchzusetzen. Bronze besteht aus einer Legierung von 90 Prozent Kupfer zu 10 Prozent Zinn. Der Mensch erkannte sehr bald die Vorteile dieses Mischungsverhältnisses.
► Bronzeguss
Seit Jahrzehnten wird auf dem Sachsenhof Greven die experimentelle Eisenverhüttung durchgeführt. Anliegen in unserer frühmittelalterlichen Hofanlage ist es, alle Techniken zu zeigen, die ein solcher Hof beherrschen musste, um als Selbstversorger seine Existenz zu sichern. Da in unserer Region nutzbare Raseneisenerze vorkommen, gehörte auch Eisenverhüttung dazu, um einfache Eisenerzeugnisse herstellen zu können.
Anfang der 90er Jahre führte der Chemielehrer Bernd Steffen zwei Rennofenversuche durch. 1999 betrieb Professor Frank Nikulka, mit einer Studentengruppe der Uni Münster zwei Rennöfen, nach frühmittelalterlichen Ausgrabungsbefunden in Heek/Nienborg. Ab 2000 experimentierten Dr. Hermann-Josef Drexler und Bernhard Reepen regelmäßig mit der Rennofentechnik. Dabei standen frühmittelalterliche Rennofentypen im Vordergrund.
Aber auch Versuche, mit Torf als Brennstoff, wurden durchgeführt. Nachdem die Technik zuverlässig beherrscht wurde, konnten die Ergebnisse 2023 auf der EXAR (Verein für Experimentelle Archäologie) Jahrestagung in Wien, in einem Vortrag vorgestellt werden. Dort kam der Wunsch auf, alle Akteure, auch aus dem Bereich der Schmiede, zusammen zu bringen. Die Idee eines Rennofensymposiums war geboren.
Es ist anzunehmen, dass die Menschen das Verfahren, Holzkohle aus Holz herzustellen, schon so lange kennen, wie sie Metalle gewinnen und verarbeiten (z. B. Kupfererzverhüttung im vorderen Orient ab ca. dem 5. Jahrtausend v. Chr.). Schon der Grieche Theophrast (ca. 3. Jahrhundert v. Chr.) und der Römer Plinius d. Ä. (ca. 1. Jahrhundert n. chr.) beschrieben eingehend die Kunst des Köhlerns, der Herstellung von Holzkohle im Meilerbrand.
Schon in der Bronzezeit und spätestens mit Beginn der Eisenzeit (ca. 800 v. Chr.) breitete sich in Europa die Holzkohlebereitung aus. Zur Gewinnung des elementaren, schmiedbaren Eisens aus dem in der Natur vorkommenden Eisenerz, in der Rennfeuerverhüttung, sind Temperaturen zwischen 1000°C und 1200°C erforderlich. Bei der Verbrennung von Holzkohle werden wegen des höheren Brennwertes viel höhere Temperaturen erreicht als bei einer Holzverbrennung.
Impressionen zur Archäotechnik am Sachsenhof ...
Texte und Bilder: Bernhard Reepen