Heimatverein Saerbeck stellt fest: Die ersten Saerbecker waren Sachsen
Veröffentlicht von Heimatverein Saerbeck · Sonntag 07 Aug 2022 · 3:15
Gibt es ihn eigentlich – den Ur-Saerbecker? Eine Frage, die unlängst die Saerbecker Heimatfreunde brennend interessierte. Auf Einladung des Heimatvereins Saerbeck machten sich 20 geschichtlich Interessierte mit dem Rad auf den Weg in die Vergangenheit des Dorfes. „Auf den Spuren der Sachsen“, hieß der Titel der geführten Radtour, die nicht 900, sondern 1500 Jahre Siedlungsgeschichte in den Blick nahm.
Einer, der sich bestens mit den Anfängen Saerbecks auskennt, ist Herbert Neise. Seit mehr fast vier Jahrzehnten ist der ehrenamtliche Mitarbeiter des Westfälischen Museums für Archäologie und Beauftragter für die Bodendenkmalpflege in Saerbeck unterwegs. Bei allen Bodenbewegungen ist er zur Stelle, um archäologische Funde zu bergen, zu bewerten und verfügbar zu machen.
Im Heimatmuseum im Obergeschoss der alten Dorfschule ist so eine archäologische Sammlung entstanden, die das Gedächtnis der Anfänge des Dorfes ist. „Um 500 sind die Sachsen aus dem Norden nach Westfalen gekommen“, erzählt Herbert Neise den Heimatfreunden und präsentiert ihnen zum Start der Radtour Fundstücke und Karten in den Räumen des Heimatmuseums.
„Viele große Familienverbände machten sich damals mit Sack und Pack auf in südlichere Gefilde“, schildert Neise die Vorgeschichte der ersten frühmittelalterlichen Ansiedlungen an Ems, Glane und Mühlenbach. „Damals war hier im Münsterland nichts los. Nur wenige Siedlungen, also Platz genug für einen Neuanfang der Sachsen. Im Gepäck hatten die Familien nur wenige bewegliche Güter, Werkzeug, Saatgut und Vieh. Der Tross kam hier an und einige Familien siedelten auf den Hochterrassen von Ems, Glane und Mühlenbach. Andere zogen weiter. Was die Sachsen brauchten, waren Wohnung, Kleidung, und Nahrung.“
Ihre Siedlungen legten sie vorzugsweise auf hochwasserfreien, flussnahen Terrassen an. Das Vieh weidete vermutlich in den feuchten Flussauen, während die Terrassenflächen im Bereich der Höfe für den Ackerbau genutzt wurden.
In unregelmäßigen Abständen von einigen Kilometern siedelten sich die Familien im heutigen Gemeindegebiet an und bauten die typischen Fachwerkhäuser. Neise erklärt mit vielen Bildern, wie die Archäologen diese sächsischen Siedlungen anhand von Verfärbungen im Boden und mit weiteren Funden nachweisen. „Insgesamt können wir jetzt an sechs Stellen in Saerbeck sagen: da haben mal Sachsenhöfe gestanden.“, berichtet Neise. „Die Bauernhöfe, die noch heute an diesen Stellen stehen, sind schon sehr alt.“
„Super spannend“, finden die Hobbyhistoriker des Heimatvereins und schwingen sich auf die Räder, um genau zu erkunden, welche Plätze die Sachsen für ihre Ansiedlung vor 1500 Jahren in Saerbeck ausgewählt haben. Siedlungsplätze sind nachgewiesen an der Ems in Middendorf. Besonders interessant sind für die Radler Fundorte „im Dorf“ am Eichgrund und an der alten Grevener Straße. Zwei Standorte erkundet die Gruppe oberhalb der Glane in Andrup.
Wie war das Leben in einem Sachsenhof? Darauf gibt es eine Antwort bei einem Abstecher in Pentrup. Hier empfängt Herbert Runde vom Heimatverein Greven die Gruppe. „So wie die Anlage hier in Greven rekonstruiert wurde, können wir uns auch die Sachsenhöfe in Saerbeck vorstellen“, erfahren die Heimatfreunde und radeln zurück, um im Heimathaus in gemütlicher Runde den Ausflug in die Vergangenheit zu beschließen.
Wie ging die Geschichte weiter? Das Dorf Saerbeck bildete sich um die Kirche auf dem Kirchberg und entwickelte sich über die Jahrhunderte. Erstmalig urkundlich erwähnt werden Kirche und Dorf im 12. Jahrhundert. In einer kaiserlichen Urkunde aus dem Jahr 1122 wird dem Kloster Cappenberg der Besitz des „curtis sorbeke", des Oberhofes Saerbeck, bestätigt. Diese Erwähnung jährt sich 2022 zum 900. Mal und ist der Grund für die Jubiläumsfeier Ende August.
Und? Gibt es den Ur-Saerbecker? Klare Antwort am Ende einer spannenden Tour in die Vergangenheit: „Die ersten Saerbecker waren Sachsen.“
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